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Warum zirkuläres Bauen der neue Branchenstandard wird

08.01.2021

Das zirkuläre Bauen – also der selektive Abriss von Gebäuden mit dem Ziel, so viel Baumaterial wie möglich zurückzugewinnen und als Rohstoff wiederzuverwenden – ist auf dem Vormarsch. Trotz vieler derzeit bestehender Herausforderungen wird das zirkuläre Bauen in einigen Jahren unverzichtbar werden. Wie kann der Weg zu einem zirkulären, also kreislauforientierten Ansatz aussehen? Wir haben zwei Experten gefragt: Sven De Meuter, Experte für Erd- und Abbrucharbeiten, und Kristof Van Hoye, Category Manager Circular Economy, Waste & Trading Goods bei UNILIN Panels..


Was ist zirkuläres Bauen?

„Zirkuläres Bauen ist die bewusste Entscheidung, mit Materialien zu arbeiten, die aus lokalen Rohstoffen und Restprodukten hergestellt werden“, erklärt Kristof Van Hoye. „Am Ende des Zyklus werden diese Materialien sorgfältig sortiert und recycelt – so schließt sich der Kreis. Das Ergebnis? Die gleiche Bauqualität, aber mit weniger Umweltverschmutzung und Abfall.


Abriss der alten Allianz-Büros in Brüssel

Bei nicht wiederverwendbarem Material ist eine nachhaltige Art der Verbrennung die beste Option. So ist zum Beispiel die Verbrennung von minderwertigem Restholz eine ausgezeichnete Quelle für grüne Energie, die wiederum in der Produktion eingesetzt werden kann.“

Zirkuläres Wirtschaften bei UNILIN Panels

UNILIN Panels ist seit über 60 Jahren ein Verfechter des Kreislaufprinzips. „Unser Plattenmaterial wird heute zu 100 % aus Holzresten hergestellt. Abbruchmaterial, nachhaltige Forstwirtschaft ... sie alle tragen zu unseren hochwertigen Produkten bei“, erklärt Van Hoye. „Was nicht verwendet werden kann, verbrennen wir in unserem eigenen Kraftwerk. Der dort erzeugte Dampf wird in unseren Produktionsprozessen und zur Stromerzeugung genutzt. Ein Teil dieses Stroms fließt ebenfalls in unsere Produktion, die somit vollständig mit selbst erzeugter grüner Energie betrieben wird. Den Rest speisen wir ins Netz ein.“

Mehr über den kreislauforientierten Ansatz bei UNILIN Panels >

Ein bewährtes Konzept in neuem Gewand

Zirkuläres Bauen ist die Zukunft, so viel ist sicher. Aber warum springt dann nicht der gesamte Bausektor auf diesen Zug auf? Laut Sven De Meuter ist der Prozess bereits im Gange, muss aber noch reifen: „Selektiver Abbruch und die Wiederverwendung bestimmter Materialien sind an sich nichts Neues. Bei gesteinsartigem Material ist dies seit 40 Jahren gängige Praxis. Die Ausweitung des Ansatzes auf andere Materialien wie Holz oder Glas hingegen stellt eine Innovation dar. Und diese erleben wir jetzt immer häufiger.

Aber es gibt auch eine Kehrseite: Gerade weil der Ansatz noch nicht allgemein verbreitet ist, stoßen wir oft auf Einschränkungen oder unangemessene Erwartungen an das System. Der Bausektor und die Behörden erforschen derzeit noch, wie das zirkuläre Bauen auf realistische, nützliche und lohnende Weise umgesetzt werden kann.“

„Je besser wir unsere Partner informieren, desto mehr wird die Kreislaufwirtschaft Einzug halten. Als Gesellschaft begreifen wir allmählich, dass wir nicht einfach weitermachen können wie bisher.“

- Sven De Meuter

„Wir beginnen als Gesellschaft zu begreifen, dass es so nicht weitergehen kann“, fährt De Meuter fort. „Wir müssen die Art und Weise, wie wir arbeiten, ändern. Das hat die Industrie im Laufe der Jahre immer wieder getan: In Flandern sind die Gesetzgebung zum Kulturerbe und die Verpflichtung zur archäologischen Untersuchung ein gutes Beispiel dafür, wie wir immer bewusster mit Bauprojekten umgehen. Auch dort war eine Anpassungsphase notwendig – und ich glaube, dass wir uns im Bereich des zirkulären Bauens nun ebenfalls in dieser Phase befinden. Deshalb legen wir großen Wert darauf, unsere Partner richtig zu informieren. Wir sehen eine große Bereitschaft bei den Arbeitskräften auf den Baustellen, wenn sie wissen, was sie mit ihrer Sortierarbeit bewirken.“


Alles hängt von einer guten Bestandsaufnahme des abzureißenden Gebäudes ab

Die Herausforderungen des zirkulären Bauens

Bauunternehmer, die kreislauforientiert arbeiten wollen, werden nicht nur mit den Anpassungsschwierigkeiten der geltenden Gesetzgebung, sondern auch mit einer Reihe weiterer Herausforderungen konfrontiert.

1. Fehlende Zeit für Inventarisierung

„Alles steht und fällt mit einer guten Inventarisierung des abzureißenden Gebäudes“, erklärt De Meuter. „Aber genau da drückt der Schuh: Oft ist einfach nicht genügend Zeit, um eine solche Bestandsaufnahme durchzuführen. Abbrucharbeiten werden in der Regel an Subunternehmer vergeben. Das bedeutet, dass wir erst ganz am Ende des Prozesses ins Spiel kommen, wenn die Zeit bereits drängt und alles sehr schnell gehen muss. Eine Verschiebung des Projekts um weitere zwei Monate, für eine ordentliche Erfassung des vorhandenen Materials, kommt häufig nicht in Frage.

Erfreulicherweise ist Besserung in Sicht: In Flandern ist die Inventarisierung für große Baustellen seit einigen Jahren Pflicht, und auch in den Niederlanden gibt es klare Vorschriften im Hinblick auf die vor dem Abriss durchzuführende Inventarisierung. Wir hoffen, dass Brüssel und die Wallonie bald folgen werden.“

„Eine gute Inventarisierung des abzureißenden Gebäudes ist für das kreislauforientierte Arbeiten entscheidend, jedoch fehlt häufig die Zeit.“

- Sven De Meuter

2. Zusätzliche Kosten

Auch die Kosten sind bisweilen ein Hindernis, stellt De Meuter fest. „Früher bestanden Gebäude überwiegend aus Basisrohstoffen, und es waren bei der Innenausstattung oft wertvollere Materialien wie Marmor, Blaustein oder Täfelungen anzutreffen, die sich rentabel wiederverwerten lassen. Heutzutage enthalten neuere Gebäude hauptsächlich weniger wertvolle Abfallströme wie Zwischendecken, Innenwände, Bodenbeläge und Wandverkleidungen, die die Kosten in die Höhe treiben. Ein selektiver Abriss bei dieser Produktkategorie macht ein Projekt oft teurer. Deshalb entscheidet man sich noch allzu oft dafür, einfach alles in der nächstgelegenen Verbrennungsanlage zu entsorgen.“

„Und genau deshalb setzen wir auf Information und Sensibilisierung aller in der Branche Tätigen“, ergänzt Van Hoye. „Architekten, Bauherren, Baufirmen … Je mehr Menschen sich darüber bewusst werden, was das zirkuläre Bauen für unsere Gesellschaft und die Umwelt bewirken kann, desto weniger werden die zusätzlichen Kosten eine Rolle spielen. Mehr noch: In ein paar Jahren wird es undenkbar sein, nicht kreislauforientiert zu arbeiten.“
„In ein paar Jahren wird es undenkbar sein, nicht kreislauforientiert zu arbeiten.“

- Kristof Van Hoye

3. Logistik

Nicht zuletzt bringt eine kreislauforientierte Arbeitsweise auch einige logistische Herausforderungen mit sich. Auf der Baustelle selbst ist der Platz begrenzt, sodass das Material nach der Sortierung so schnell wie möglich zu einem separaten Lagerplatz transportiert werden muss. Von dort aus gehen die Container zu UNILIN Panels oder einer anderen Verarbeitungsstelle. Van Hoye: „Die größten Effizienzgewinne gibt es an der Quelle: Je reiner das Abbruchmaterial, desto weniger Schritte sind im weiteren Verlauf notwendig. Dies erfordert jedoch Einiges an logistischer Vorbereitung und eine klare Kommunikation zwischen allen Beteiligten.“


Wände und Möbel werden renoviert

Die Vorteile des zirkulären Bauens

Nichtsdestotrotz sind De Meuter und Van Hoye überzeugt, dass dem zirkulären Bauen die Zukunft gehört. „Wir alle müssen nach nachhaltigen Lösungen suchen, um unser Geschäft aufrechtzuerhalten und zu stärken, so viel ist klar“, sagt De Meuter. „Die Kreislaufwirtschaft bietet diese Möglichkeit und noch weitere Vorteile. Sie ist natürlich eine große Verbesserung in ökologischer Hinsicht, aber sie schafft auch neue und stärkere Partnerschaften zwischen gleichgesinnten Parteien.“

Van Hoye: „Ein weiterer Vorteil: Der Druck, der durch den Abbau endlicher Ressourcen entsteht, wird verringert. Anstatt nach immer neuen Holzquellen Ausschau halten zu müssen, bezieht UNILIN Panels heute 100 % seiner Rohstoffe aus wiederverwertetem Holz, das aus einem, relativ gesehen, nahen Umfeld bezogen wird. Das nimmt einen großen Teil des Drucks weg.“

Sie möchten mehr über das Kreislaufkonzept von UNILIN Panels erfahren? #JoinTheCircle! 


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